Wissenswertes zu „FRFR“

Was ist “FRFR”?

“FRFR” ist die Abkürzung für “full range flat response” und heißt soviel wie “linearer Frequenzgang über den gesamten Frequenzbereich”. Wenn ein Verstärker oder eine Box mit “FRFR” gekennzeichnet sind, bringt man damit zum Ausdruck, dass diese die Fähigkeit besitzen, den gesamten Frequenzbereich gleich laut wiederzugeben und somit den Klang nicht zu verfälschen. Das ist übrigens auch die Referenz, die Toningenieure beim Mischen und Mastern auf ihren Studio-Monitoren benutzen. Der menschliche Hörbereich liegt etwa zwischen 40 und 15.000 Hz. Die Grundtöne einer normalen E-Gitarre (21 Bünde und Standard-Tuning) liegen zwischen 82 und 1.175 Hz, eine 7-saitige Gitarre fängt sogar schon bei 62 Hz an. Diese Grundtöne besitzen Obertöne (Vielfache der Grundtöne), die bei einer E-Gitarre etwa bis 8.000 Hz gehen. Wenn es um den “gesamten Frequenzbereich” einer E-Gitarre geht, reden wir also über einen Bereich von mindestens 82 bis 8.000 Hz, die bei “FRFR” linear wiedergegeben werden sollten. Bei einer akustischen Gitarre, die viel mehr Obertöne produziert als eine E-Gitarre, liegt der Frequenzbereich zwischen 82 und 15.000 Hz.

 

Wozu “FRFR”?

Dank neuester Technik ist es möglich, klassische Gitarrenverstärker, in denen meistens Röhren arbeiten, samt der zugehörigen Gitarrenbox digital nachzubilden. Diese Geräte heißen “Modeler”. Zu ihnen gehören z.B. die HELIX-Serie von Line6, die Axe-FX-Reihe von Fractal Audio, das Neural DSP Quad Cortex und der Kemper Profiler, der allerdings etwas anders arbeitet, als es ein Modeler im eigentlichen Sinne tut. Einzelheiten wäre an dieser Stelle aber zu viel des Guten, deswegen weiter im Stoff…

Meistens lassen sich die Simulationen der Gitarrenlautsprecher an all diesen Geräten abschalten. Für diesen Fall muss man Modeler mit Gitarrenboxen betreiben. Der Nachteil: Man hat nur diesen einen Boxen-Sound und nutzt die Möglichkeit des Modelers nicht aus, der viele unterschiedliche Boxen-Simulationen bereithält. Alle diese digitalen Nachbildungen beziehen sich auf eine Referenz: Linearer Frequenzgang. Spielt man also mit Boxen-Simulation aus dem Modeler, sollte die angeschlossene Verstärkung in der Lage sein, das anliegende Signal unverfälscht (linear) wiederzugeben. Und das geht nur mit “FRFR”.

 

“FRFR” nicht gleich “FRFR”?

Der Begriff “FRFR” ist leider nicht genormt. Das heißt, wenn irgendwo “FRFR” draufsteht, sagt das nicht zwingend aus, dass der gesamte Frequenzbereich abgedeckt wird. Weiterhin weiß der Leser nicht, wie groß die Abweichungen von der Linearität sind. Gerade günstige Produkte weisen dort teilweise sehr gut hörbare Schwächen auf und verfälschen somit den Sound. Es ist wie sooft im Leben: Wer billig kauft, kauft zweimal. 😉 

Vom Modeler auf die P.A.

Ein weiterer großer Vorteil von Modelern ist es, wenn es um die Übertragung des Gitarrensignals auf eine Anlage („P.A.“) geht. Ein Modeler hat Audioausgänge, um dort direkt ein Mischpult, Interface oder Multicore anzuschließen. Es braucht also kein Mikrofon vor einer Gitarrenbox mehr, um den Gitarrensound auf die Anlage zu bekommen. Alte Technikerhasen haben diesen Vorteil manchmal noch nicht auf dem Schirm und stellen aus Gewohnheit ein Mikrofon vor eine FRFR-Box. Das geht dann leider nicht, weil eine gute Mikrofonierung einer 2-Wege-Box (was eine FRFR-Box ja nun mal ist – auch mit Coax-Speakern) einfach nicht funktioniert. Es wird immer anders klingen als das, was ihr zuhause am Modeler programmiert habt. Also einfach ein Kabel an den Ausgang vom Modeler und fertig. Wenn die Anlage linearisiert ist (das machen gute Tonmänner), klingt eure Gitarre über die Anlage genau so, wie ihr es über eine gute FRFR-Box eingestellt habt. 

Heißt im Umkehrschluss aber auch: Ist eure FRFR-Box nicht linear, wird euer Sound über eine Anlage anders klingen. Modeling ist nur so gut, wie das schwächste Glied in der Kette. Also spart bitte nicht am falschen Ende.  😉